

Untersuchungsansätze der Erzählforschung
pp. 105-196
in: , Romantheorie und Erzählforschung, Stuttgart, Metzler, 2005Abstract
Wenn es überhaupt einen gemeinsamen Nenner für die diversen Ansätze der Erzählforschung gibt, die im Folgenden referiert werden, so scheint es ihre Beeinflussung durch den »linguistic turn« (R. Rorty) der modernen Literaturwissenschaft zu sein. Zwar haben sich die Morphologen und Phänomenologen nicht in demselben Maße wie die Strukturalisten auf die allgemeinen Grundlagen der Sprachwissenschaft berufen, die Ferdinand de Saussure (1857–1913) entwickelt hatte, aber die Weiterentwicklung ihrer Arbeiten ist ebenso wie das narratologische Konzept einer universalen Erzähl-Grammatik, das dem Strukturalismus wesentliche Impulse verdankt, ohne diese Grundlagen kaum denkbar. Erst recht gilt dies für den dialogischen, den pragmatischen und den semiologischen Ansatz der Erzählforschung, die de Saussures Modell der Linguistik erweitern. Daher beginnt dieser Überblick mit einer knappen Zusammenfassung des Cours de linguistique générale, dessen erste Nutznießer die Formalisten waren.