

Über die Grundstruktur von Tatsachenaussagen und Werturteilen
pp. 7-11
in: , Wert, Berlin, Springer, 2013Abstract
Wir Alltagsmenschen fällen ständig zutreffende und/oder unzutreffende Urteile über andere Personen, Gegenstände, Themen, Schriften, Verlautbarungen, gelegentlich sogar über uns selbst. Wir urteilen über irgendwelche Sachverhalte, schreiben ihnen bestimmte Merkmale zu, versuchen ihr Dasein oder Zustandekommen zu erklären und bewerten sie überdies bei vielen Gelegenheiten positiv oder negativ. Bei Erkenntnis handelt es sich, wenn sie hinhaut, um die Feststellung von Tatsachen. Doch dahinter steckt mehr als das. Denn Sprechen – so lehrt die sog. "Sprechakttheorie" – stellt immer zugleich eine Form sozialer Handlung dar. Mit einer Aussage sagen wir nicht nur in grammatisch und logisch wohlgeordneter Form (Syntax) etwas über etwas aus (Semantik), sondern wenden uns stets auch – selbst beim Monolog, den wir ohne eine in einer Gemeinschaft gelernte Sprache gar nicht führen könnten – an Adressaten (Pragmatik). Wir wollen durch unsere Äußerungen etwas praktisch bei ihnen erreichen; sie beispielsweise zu einem bestimmten Tun und Lassen bewegen. Dass uns das oftmals misslingt, der Erfolg also nicht garantiert ist, das ist eine andere Sache. Wenn es mit der Ansprache nicht klappt, dann haben wir ein Problem, ein Interaktionsproblem. Es gibt viele verschiedene und einflussreiche Typologien für Sprechakte. Ich bevorzuge die von John R. Searle (* 1932), die hier in vereinfachter Form wiedergegeben wird: