

Zeitregie und leibliches Verstehen
zwei Konzeptualisierungsvorschläge
pp. 161-197
in: , Hören als Praxis, Berlin, Springer, 2018Abstract
Wie sich bis zu diesem Punkt feststellen lässt, wurde bis in die Moderne hinein die Stimme als etwas Ideales, als das wahre, lebendige und beseelte Phänomen des Ausdrucks stilisiert. In Zusammenhang zu bringen ist diese Position mit der Tradierung einer phonetischen Schrift: Die Externalisierung von Gedanken und deren Fixierung in Schriftform wurden als Bedrohung für die Gedächtnisleistungen aufgefasst, weswegen man die Einzigartigkeit und Unersetzbarkeit der Stimme zu begründen suchte. Mit den Thesen Derridas und seinem neuen, zum Ende der 1960er Jahre mit der Grammatologie in den Diskurs eingebrachten Schriftbegriff ist diese Epoche der Wertschätzung der Qualitäten der Stimme zu einem jähen Ende gekommen.