

Erinnerung und Gedächtnis
Desiderate und Perspektiven
pp. 1-10
in: Christian Gudehus, Ariane Eichenberg, Harald Welzer (eds), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, 2010Abstract
Die Erinnerungs- und Gedächtnisforschung hat über die letzten drei Jahrzehnte eine beispiellose Konjunktur erlebt, wobei besonders bemerkenswert ist, dass dieser Befund für beide Kulturen der Scientific Community gilt: Sowohl die kultur-wie die naturwissenschaftliche Gedächtnisforschung verzeichnet in diesem Zeitraum rasante Fortschritte; in den Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften stehen vor allem die Gedächtnispraktiken im Zentrum empirischer Untersuchungen und theoretischer Konzeptualisierungen und in den Neurowissenschaften die Gedächtnisfunktionen und ihre neuronalen und hirnanatomischen Korrelate. In Untersuchungen zur Ontogenese des menschlichen Gedächtnisses sind Perspektiven und Methoden aus beiden Wissenschaftskulturen zusammengeführt worden. Gedächtnis und Erinnerung sind transdisziplinäre Forschungsgegenstände par excellence, finden doch alle hirnorganisch angelegten Entwicklungsschritte der humanspezifischen Formen des Gedächtnisses unter kulturellen Formatierungen statt.