

Die Nicht-Etablierung eines akademischen Außenseiters
pp. 275-300
in: Oliver Römer, Ina Alber-Armenat (eds), Erkundungen im historischen: Soziologie in Göttingen, Berlin, Springer, 2019Abstract
Der Beitrag rekonstruiert die Geschichte der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft (später: Hochschule für Sozialwissenschaften) in Wilhelmshaven (1949 – 1962) von ihrer Gründung bis zu ihrer Eingliederung in die Universität Göttingen. Als ein von den alliierten Besatzungsmächten gefördertes Reformprojekt schließt die Hochschule an lebens- und hochschulreformerische Strömungen aus der Weimarer Republik an. Ihr frühes Scheitern wird als das Resultat einer ‚restaurativen" Hochschulpolitik in der jungen Bundesrepublik gedeutet: Es handelt sich um ein verfrühtes Reformexperiment, das in seiner Mittelstellung zwischen den gewerkschaftsnahen sozialwissenschaftlichen Akademien in Frankfurt, Dortmund und Hamburg und den westdeutschen Universitäten isoliert bleibt. Bedeutend für die Entwicklung der Göttinger Soziologie bleibt die Hochschule, weil sie zur ‚Keimzelle" der in den 1960er-Jahren gegründeten sozialwissenschaftlichen Fakultät werden sollte.