

Theorie der Gesellschaft als Theorie der Geschichte
pp. 34-67
in: Frank Welz, UWE Weisenbacher (eds), Soziologische Theorie und Geschichte, Berlin, Springer, 1998Abstract
Die Soziologie ist als Konsequenz eines Umbruchs ebenso in der Organisation der Gesellschaft wie des Weltbildes entstanden. Der Umbruch ist durch die drei Revolutionen in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit bewirkt: die naturwissenschaftliche, die industrielle und die politische Revolution. Er läßt sich in dem zeitgenössischen Denken des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts unzweideutig verorten – bei Montaigne, Galilei, Descartes, Newton. Als solcher thematisch wurde er erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Kritik der Hegeischen Philosophie wurde offenkundig, worum es ging: um den Wechsel in der Logik des Weltverstehens. Eine Geschichte lang hatte die traditionale Logik der Philosophie als Gerüst im Aufbau der Weltgebäude gedient. Unter den Anforderungen des Umbruchs am Beginn der Neuzeit wurde diese Logik in den Systementwürfen der idealistischen Philosophie reflexiv. Das machte die schließliche Verruferklärung durch Feuerbach und Marx möglich. Prägnant postulierte Marx deshalb das Ende der Philosophie, der selbständigen, um genau zu sein. Marx" Hegelkritik trifft den Nerv. Es handelt sich, stellt er in der ›Deutschen Ideologie‹fest, um einen interessanten Prozeß: um den Verfaulungsprozeß des absoluten Geistes.1Bei Marx auch wird - nach dem noch vagen Vorlauf bei Feuerbach2- deutlich, was das Neue des Denkens ausmacht. Die Philosophie dachte in aller Vergangenheit vom Vorrang eines absoluten Geistes, wir denken vom Vorrang der Natur.3