

Film
pp. 316-325
in: Carsten Rohde, Thorsten Valk, Mathias Mayer (eds), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 2018Abstract
Faust ist eine Deutung der Neuzeit und kann, in heuristischer Hinsicht, auf vielerlei Artefakte dieser Neuzeit erhellend angewendet werden. Mit diesem Formalobjekt ›Faust‹ haben Filmschaffende und Kritiker zahllose Filme charakterisiert, die wie Metropolis und Citizen Kane Faust nicht zum Materialobjekt haben mussten. Für die Bestimmung des Materialcorpus bleibt die für den Zeitraum bis 1945 knapp 180 Nummern zählende Filmographie von Lange-Fuchs über »Faust im Film« am aufschlussreichsten. Werkkataloge mit zahlreichen spezifizierten Faust-Einträgen liegen insbesondere für Méliès (Mannoni/Malthête 2008), Pathé (Bousquet 1993–96) und Gaumont (d"Hugues/Muller 1986) vor. Die jüngste Filmographie (Hedges 2005, 203 f.) ist ein symptomatisches Konzentrat fragwürdiger Angaben über die Frühzeit des Faust-Films. Dabei resultieren die filmarchäologischen Probleme aus der fragmentarischen oder nicht vorhandenen Überlieferung von Kopien, aus oft wenig informativen Faust-Anführungen in Copyright-Registern, Werbeanzeigen und Verkaufskatalogen sowie aus der relativen Gleichgültigkeit des frühen Filmrezensionswesens gegenüber künstlerischen Einzelverantwortungen, die unter dem Dach der meist allein feststehenden Produktionsgesellschaften ohnehin zunächst fließend waren.