
Publication details
Publisher: Verlag für Sozialwissenschaften
Place: Wiesbaden
Year: 2003
Pages: 240-258
ISBN (Hardback): 9783322897886
Full citation:
, ""Wilde Ehen"", in: Lebendige Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 2003


"Wilde Ehen"
pp. 240-258
in: Rainer Hering, Rainer Nicolaysen (eds), Lebendige Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 2003Abstract
Dem Bergedorfer Pantoffelmacher L. Kleese, der sich am 26. Dezember 1887 mit diesen Worten beschwerdeführend an die vorgesetzte Behörde des Bürgermeisters, die für diesen Teil des hamburgischen Landgebiets zuständige Landherrenschaft Bergedorf, wandte, war es wie vielen anderen, die im Kaiserreich in "wilder Ehe" lebten, ergangen. Er hatte, als er etwa zwei Jahre zuvor nach Bergedorf zog, Wohnung bei einer seit April 1884 verwitweten Frau genommen, die damals bereits drei Kinder besaß und in den Jahren 1886 und 1887, in denen sie mit Kleese zusammen in einem Zimmer lebte, zwei weitere Kinder gebar. Damit hatte das Paar, wie der Bürgermeister der Landherrenschaft am 2. Januar 1888 erläuterte, in der Kleinstadt Bergedorf "öffentliches Aergerniß" erregt. Da "wiederholte gütliche Ermahnungen, das Zusammenleben aufzugeben", ergebnislos geblieben seien, habe er zum Mittel der Ordnungsstrafe gegriffen, um die Trennung durchzusetzen. Für Kleese, der nach Feststellung des Bürgermeisters höchstens vierzehn Mark wöchentlich verdiente, bedeuteten zehn Mark eine exorbitant hohe Strafe, und spätestens die im Weigerungsfalle angedrohten Erhöhungen mussten ihn wegen Zahlungsunfähigkeit unweigerlich ins Gefängnis bringen.
Publication details
Publisher: Verlag für Sozialwissenschaften
Place: Wiesbaden
Year: 2003
Pages: 240-258
ISBN (Hardback): 9783322897886
Full citation:
, ""Wilde Ehen"", in: Lebendige Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 2003