Gender-Aspekte in der Geschichte der geistlichen Ritterorden

Jürgen Sarnowsky

pp. 168-188

in: Rainer Hering, Rainer Nicolaysen (eds), Lebendige Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 2003

Abstract

Die im Rahmen der Kreuzzugsbewegung entstandenen geistlichen Ritterorden waren — obwohl einige von ihnen auch karitative Aufgaben erfüllten — im Wesentlichen durch Männer gegründete, geleitete und geprägte Institutionen. Sie bildeten jedoch trotz ihres exklusiven und vor allem militärisch geprägten Charakters keine "Welt für sich", in der Frauen keine Rolle spielten. Im Gegenteil: Wer über Ritterorden forscht, über die Templer, die Johanniter, den Deutschen Orden, die spanischen Ritterorden oder einen der kleineren Orden, dem begegnen Frauen in den verschiedensten Zusammenhängen und in unterschiedlichsten Funktionen, auch wenn man wohl kaum erwarten darf, eine "Meisterin" an ihrer Spitze zu finden. Hierbei nach den Beziehungen zwischen Männern und Frauen zu fragen — also Gender Studies zu betreiben — führt weit weg von frühneuzeitlichen Ansätzen zu einer Deviationsgeschichte geistlicher Orden. Vielmehr eröffnen sich, wie Ergebnisse der internationalen Forschung gezeigt haben,2 neue Perspektiven auf die Ritterorden selbst. Wenn man das Thema mit allen seinen Implikationen erfassen will, ist es allerdings viel zu komplex, um im Rahmen eines Aufsatzes abgehandelt werden zu können; dazu bedürfte es einer Monographie. Dieser Beitrag kann deshalb nur einige Beobachtungen vorstellen und nicht den Anspruch erheben, eine vollständige oder gar "endgültige" Darstellung der Probleme zu präsentieren. Wesentlich scheint allerdings der Versuch, trotz der notwendigen Selbstbeschränkung ein möglichst breites Spektrum von Fragen anzudeuten.