Abstract
Im marxistischen Denken herrschen zwei Grundgedanken, die sich gegenseitig ausschliessen. Der eine artikuliert die Vorstellung vom universalen Zusammenhang alles Seienden und alles Geschehens; der andere hält die Unabhängigkeit des materiellen Seins vom Bewusstsein energisch fest. In der marxistischen Gnoseologie macht sich darum die eigentümliche Schwierigkeit geltend, dass sowohl die epikureische Eidola-Lehre, als auch der Gesamtzusammenhang das Erkennen erklären sollen. Dieser Widerspruch ist dafür Symptom, dass die marxistische Philosophie in ihrer heutigen Gestalt das Grundproblem des Marxschen Immanenz-Denkens noch nicht gelöst hat1. Schuld daran trägt Lenins reaktionärer Ausbruch in seiner Schrift über "Materialismus und Empiriokritizismus"2, der die vulgäre Wissenschafts-Ontologie des augehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts verherrlichte. Sie ist nicht Marxens Welt.