

Ruttmann nach 1933 und die Moderne
pp. 89-102
in: Joachim Paech (ed), Film, Fernsehen, Video und die Künste, Stuttgart, Metzler, 1994Abstract
I. Sich in Deutschland mit dem nach 1933 entstandenen Werk von Walter Ruttmann zu beschäftigen, bedeutet implizit die Auseinandersetzung mit zwei Denkbegrenzungen unterschiedlicher Art. Die erste hat Tabukraft und ist funktionaler Teil der auch von den deutschen Filmkundlern verinnerlichten Geschichtssicht auf 1933–45; sie betreibt die historishe Materialuntersuchung als Ausdruck moralischer Kontextprojektion, wodurch die Argumentation kunst- oder gattungsgeschichtlicher Kontinuität a priori erschwert wird und weshalb die deutsche Beschäftigung mit dem NS-Film (nicht zuletzt mit der Ästhetik des Dokumentarfilms, von Riefenstahl bis zu den Wochenschauen) sehr kurz geraten ist.