

Public Viewing als sportiv gerahmtes Kollektivleibliches Situationsritual
pp. 71-96
in: Robert Gugutzer, Michael Staack (eds), Körper und Ritual, Berlin, Springer, 2015Abstract
Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist Public Viewing ein ritueller Bestandteil großer Fußballereignisse in Deutschland. Seine Popularität bezieht das Public Viewing vor allem aus der Hoffnung bzw. Erwartung der Menschen, zusammen mit vielen Anderen ein hoch emotionales Ereignis zu erleben. Wie aber entsteht die kollektive Stimmung oder gar Euphorie beim gemeinsamen Fußballschauen im öffentlichen Raum? Der Beitrag versucht, diese Frage aus einer neophänomenologisch-soziologischen Perspektive zu beantworten. Die These lautet: Der Erfolg des Public Viewing basiert primär auf seiner kollektivleiblichen Faszination, für die vier phänomenale Merkmale entscheidend sind: 1) ortsräumliche Aufwertung und gefühlsräumliche Aufladung, 2) außeralltäglicher Zeitrahmen und erlebte Auszeit, 3) szenisches Arrangement und Praktiken der Körperinszenierung sowie 4) leibliche Kommunikation unter Menschen wie auch zwischen Menschen und (Halb-)Dingen.